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Notizen & Neues 2014

Stadtführungen auf den Spuren der Eschweiler Nazi-Opfer

Veröffentlicht von Administrator (admin) am 12 May 2014
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Auf dem Gang durch die Innenstadt, der auch in die Kirche St. Peter und Paul und ins St.-Antonius-Hospital führt, behandelte ich an 25 Stationen insgesamt 32 Themen. Hier ein Überblick über die Themen und den Weg der Stadtführungen zu den Stolpersteinen in Eschweiler. Das Bild unten zeigt einen Ausschnitt aus einer handgemalten Eschweiler Stadtkarte von 1901 mit Markt, Judenstrasse und der damals noch beidseitig bebauten Uferstraße.

Treffpunkt Rathausvorplatz: Hier gibt es eine kurze Übersicht, was Stolpersteine sind, wer diese Kunstaktion erfunden hat und welcher Aufgabe sich der Eschweiler Arbeitskreis „Stolpersteine gegen das Vergessen“ stellt.

Rathausplatz Ecke Indestraße: An der Stelle, an der bis Anfang der70-er Jahre das Haus Bachstraße 8 stand, erzähle ich vom Schicksal der Familie Mayer, die dort lebte.

Uferstraße 30: Dort, wo bis 1939 Salomon Höflich einen kleinen Lebensmittelladen hatte, berichte ich von ihm und dem ungeklärten Schicksal seiner Frau und seiner Tochter. Ein weiteres Thema ist die Verhaftungswelle bei den Novemberpogromen 1938, dabei gehe ich auch auf den Unterschied zwischen Konzentrationslagern und Vernichtungslagern ein.

Uferstraße 29: Dort liegen Stolpersteine für den wohlhabenden Viehhändler Selig Lucas und seine Frau Elise, die in die Niederlande geflohen waren. Ihre Kinder konnten der Vernichtung entkommen. Ein weiterer Stolperstein für Elises Schwester Wilhelmine ist geplant.

Uferstraße 7: Für Sibilla und Moses Zander, die am 25. Juli 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurden, liegen seit 2011 am früheren Standort ihres Hauses Stolpersteine.

Uferstraße 5: Hier befand sich bis 1938 das Spielwarengeschäft „Haus zur Micky Maus“ des jungen Spielwarenhändlers Leopold Meyer, der den Nazis entkommen konnte. Ich zitiere an dieser Station Zeitzeugenberichte über die „Reichskristallnacht“.

Judenstraße 15: Das Haus stand an der Indebrücke Ecke Judenstraße/Neustraße, der Standort wäre heute mitten auf der Indestraße. Hier berichte ich von zwei sehr unterschiedlichen Schicksalen: dem der Friedrika Plaat geb. Stiel und dem ihrer Eltern und ihres jüngeren Bruders Heinz Stiel.
Judenstraße 1: Der Platz an der Einmündung der Marktstraße in die Indestraße, an dem jetzt der Stolperstein für Friederika Plaat liegt, gibt Anlass, über die Schwierigkeiten der Recherche nach den Spuren der Eschweiler Juden zu berichten.

Marktplatz: Eine Anekdote über eine der Familien, die am Markt ein bedeutendes Schuhgeschäft hatte, beleuchtet die finanzielle Situation der Familien, die entkommen konnten.

St. Peter & Paul: In der Eschweiler Hauptpfarrkirche gibt es Informationen über drei katholische Opfer des NS-Terrors, die aus Eschweiler stammten oder Bezug zu Eschweiler hatten: Johann Hubert Klinkenberg, Kaplan Theodor Kniebeler und Pfarrer Friedrich Dinstühler.

Grabenstraße 6: Dort lebte die schwer behinderte Hedwig Stiel, die zwangsweise in eine Heil- und Pflegeanstalt eingewiesen wurde und dort gestorben ist. Ein Stolperstein für sie wird vorbereitet. Bei dieser Gelegenheit berichte ich auch für die Aktion T 4, die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“, wie die Nazis die Ermordung kranken Menschen nannten. Unter den Opfern sind auch zwei Frauen aus Eschweiler.

St.-Antonius-Hospital: In einem Aufenthaltsraum des Eschweiler Krankenhauses erzähle ich die Geschichte von Jenny Haaken-Weil, einer zum katholischen Glauben konvertierten Jüdin, die 1941 in diesem Krankenhaus starb.

Langwahn 43 (alte Zählung): Dort war vor dem 2. Weltkrieg die städtische jüdische Schule, vor 1890 auch die Synagoge und eine Mikwe. Themen dort sind Erinnerungen an den Lehrer Benjamin Schoemann und das Schicksal der Familie seines Nachfolgers Rudolf Kaufmann.

Marienstraße 45: Der Standort der einstigen Metzgerei Elkan bietet Gelegenheit, über die Geschichte dieser Familie zu berichten. Ein weiteres Thema ist das Schicksal von Jenny Mimetz, die in den Niederlanden im Widerstand tätig gewesen sein soll. In Susteren, wo sie mit ihrem Mann wohnte und schließlich verhaftet wurde, erinnert ein Gedenkstein an sie und die anderen Opfer (siehe Foto).

Marienstraße 62: Für den Herrenschneider Sigismund David und seine aus Eschweiler stammende Frau Wilhelmine (geborene Heumann) sind vor ihrem ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus bereits seit 2008 Stolpersteine verlegt.

Marienstraße 40: An dieser Adresse wohnte Heinrich Stamm, der 1941 im KZ Buchenwald ums Leben kam. Anhand seines Schicksals berichte ich über die schwierige Suche nach den Lebensdaten von Eschweilern, die wegen ihrer politischen Gesinnung oder wegen ihrer sexuellen Ausrichtung verfolgt wurden.

Marienstraße Ecke Rosenallee: Der Familie Joseph, die hier ein großes Bekleidungsgeschäft hatten, glückte 1935 die Flucht nach Palästina.

Marienstraße 38/Rosenallee 6: Vor dem Haus Rosenallee 6 liegen Stolpersteine für Paula und Josef Zander, Sohn und Schwiegertochter von Sibilla und Moses Zander, über die ich bereits in der Uferstraße einige Lebensdaten genannt habe. Das Herrenmodegeschäft von Josef Zander war im Haus Marienstraße 38.

Marienstraße 12: In diesem Haus wohnten der Metzger Hermann Moses und eine alte Dame, die Hausgehilfin Sophie Friedlaender. Beide wurde Opfer der Judenvernichtung, für beide sind Stolpersteine geplant. Thema an dieser Station des Stadtrundgangs ist eine Übersicht über die geplanten weiteren Verlegungen von Stolpersteinen.

Gedenkstein vor der Dreieinigkeitskirche: Mit einem Findling auf dem Vorplatz der evangelischen Kirche wird an die Synagoge erinnert, die bis zum Novemberpogrom 1938 wenige Dutzend Meter entfernt an der Moltkestraße stand. Beide Gotteshäuser wurden fast gleichzeitig gebaut. Die Haltung der evangelischen Eschweiler Gemeinde während der NS-Zeit ist Thema an dieser Station.

Marienstraße 2: Dort wohnte, bevor er 1896 nach Aachen zog, Abraham Holländer. Der erfolgreiche Geschäftsmann, ein gebürtiger Eschweiler, der 1927 in Aachen starb, war der Großvater von Anne Frank, deren Schicksal viele Menschen berührt hat – das „Tagebuch der Anne Frank“ ist wohl das bekannteste Erinnerungsbuch an die Zeit der Schoa, es zählt inzwischen zum Welt-Dokumentenerbe.

Marienstraße Ecke Grabenstaße: Das im 2. Weltkrieg zerstörte östliche Eckhaus war in der Zeit um 1910 neben der Firma Goetz das bedeutendste Geschäft in Eschweiler. Ich berichte über die Familie von Marcus Meyer, der auch Vorsteher der Synagogengemeinde war, und erzähle dort eine Anekdote über den Kinderreichtum der Familie. Das Bild links, aufgenommen etwa 1903, zeigt einen Blick in die Grabenstraße, rechts vorn das Geschäft von Marcus Meyer.

Grabenstraße 78: Das Eckhaus zur Hospitalgasse war vor der Nazi-Zeit ein florierendes Kaufhaus für „Manufaktur- und Modewaren, Herren-, Damen- und Kinderkonfektion“. Die Inhaber, das Ehepaar Antonie und David Kaufmann, wurden in Auschwitz ermordet. Ihre beiden Kinder konnten in die USA entkommen.

Grabenstraße 57: Das Geburtshaus von Julius Kaufmann, dessen Lebenserinnerungen, in den 50-er Jahren in Israel niedergeschrieben, zu den wichtigsten Dokumenten des Eschweiler Judentums gehören. Der Eschweiler Geschichtsverein veröffentlichte sie 2004 als Buch unter dem Titel „Vom Rheinland ins Heilige Land“.

Grabenstraße 31: Vor dem Herrenmode-Geschäft Ostländer, Grabenstraße 31, endet der Stadtrundgang auf den Spuren der Verfolgten des Nazi-Regimes. Dort befand sich das Schuh- und Modehaus von Heymann (Harry) Goetz. Drei Stolpersteine erinnern vor dem Eingang an den erfolgreichen Kaufmann Goetz, seine Tochter Lilli und den Schwiegersohn Karl Stern. Goetz' Enkelin Shoshana Kadmon reiste 2011 eigens zur Verlegung dieser Stolpersteine aus Israel an. Als Abschluss des Stadtrundgangs berichte ich an dieser Stelle über das heutige Judentum in Deutschland und die Vielzahl lebendiger jüdischer Gemeinden.

Zuletzt geändert am: 12 May 2014 um 15:22:10

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