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Notizen & Neues 2016

Er ging mit Anne Frank in den Kindergarten

Veröffentlicht von Administrator (admin) am 21 Jun 2016
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Anne Frank, geboren am 12. Juni 1929 in Frankfurt, wohnte von September 1933 bis zum 16. Februar 1934 bei ihrer Großmutter Rosa Holländer-Stern in Aachen, im 1. Stock des Hauses Pastorenplatz 1. (Das Bild rechts zeigt Anne Frank im Jahr 1940, das nächste Bild links das Haus Pastorplatz 1 in Aachen). Der fast gleichaltrige Dan Philipp wohnte schräg gegenüber, im 1. Stockwerk des Hauses Roonstraße 23. Das war sein Elternhaus – seine Mutter war die Besitzerin. „Von dort im 1. Stock habe ich den Aufmarsch der Hitlerjugend gesehen.“
 

Dan und Anne besuchten die Montessori-Schule, zu der auch ein Kindergarten gehörte, in der Kaiserallee 10, also der heutigen Oppenhoffallee, nicht weit von der Roonstraße entfernt.
 

An Anne Frank kann sich Dan Philipp aber auch deshalb erinnern, weil er es als Kind einmal abgelehnt hat, mit ihr zu spielen. Wie es dazu kam, erzählte er bei der Verlegung der Stolpersteine in Aachen: „Sie hat mit ihrer Schwester Margot dort auf dem Pastorplatz gespielt. Seilspringen. Und hat mich gefragt: „Du bist doch Jude?“ Ich war sechs Jahre alt. „Du bist doch Jude. Schwing uns das Seil!“ Hab ich gesagt: „Ich bin ein Jude, aber ich bin ein Bub, ich mach so was nicht!“ Und die ganze Zeit bis heute habe ich bereut, dass ich so ekelhaft zu Anne Frank war. Ja, so ist die Geschichte.“
 

In den etwa sieben Monaten, die sie in Aachen lebte, besuchte Anne Frank zunächst den Kindergarten der Montessori-Schule, dann das jüdische Lyzeum, in das auch ihre drei Jahre ältere Schwester Margot ging. In die Montessori-Schule ging auch Dan Philipp, bis diese Schule von den Nazis aufgelöst wurde. „Wir wurden rausgeschmissen“, erinnert er sich. Bis zu seiner Flucht 1938 besuchte er die jüdische Schule in Aachen: „Ich konnte von der Israelischen Schule kaum nach Hause kommen, weil ich verprügelt worden bin. Verprügelt ist das mindeste.“
 

Anne Frank sei sehr einsam gewesen in den Monaten in Aachen, berichtete Dr. Dan Philipp. Zumal ihre Schwester Margot schon im Dezember 1933 nach Amsterdam reisten durfte, wo Familienvater Otto Frank eine neue berufliche Existenz aufbaute. Anne blieb allein bei der Großmutter zurück. „Kein Mensch hat mit ihr gesprochen.“ Auch ihre Mutter Edith Frank war bereits in Amsterdam. Ihn selber habe das damals als Kind nicht gekümmert: „I was a naughty boy!“
 

Vor dem Haus Pastorplatz 1 wurden bereits im Jahr 2009 Stolpersteine für Anne Frank, ihre Schwester Margot und ihre Mutter Edith verlegt (siehe Foto). Jetzt gibt es auch vor dem Haus Roonstraße 23, auf der anderen Seite des Platzes, einen Stolperstein. Er erinnert an Lina Holländer, die Schwester des Großvaters von Anne Frank, Abraham Holländer. Sie wurde 1942 in Treblinka ermordet.
 

Lina Holländer, die ihren Cousin Joseph Holländer geheiratet hatte, stammte wie ihr Mann (und wie Abraham Holländer) aus Eschweiler, wo sie 1869 geboren wurde und 1895 geheiratet hat. Auch ihre Kinder kamen in Eschweiler zur Welt. Etwa 1905 zog die Familie nach Aachen. Bis zum Tod von Joseph Holländer 1935 lebte die Familie in der Mozartstraße, die Witwe zog dann in das Haus Roonstraße 23. Dass im Haus gegenüber ihre Schwägerin Rosa Holländer wohnte, die Witwe ihres Bruders Abraham, wird wohl zur Wohnungswahl beigetragen haben. Lina Holländer zog am 15. September 1938 in das Aachener Israelitische Altenheim, Rosa Holländer-Stern 1939 zur Familie Frank nach Amsterdam.

 

 

Zuletzt geändert am: 21 Jun 2016 um 18:51:59

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