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Notizen & Neues 2013

Aktennotiz im Rathauskeller als entscheidende Spur: Heinz Stiel hat überlebt!

Veröffentlicht von Administrator (admin) am 06 Jun 2013
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Im Keller des Rathauses lagern noch Unterlagen des Einwohnermeldeamtes, die bis in die Anfangsjahre des 20. Jahrhunderts zurück reichen. Und in einem der Bände fand ich den eindeutigen Vermerk: Leo Stiel, seine zweite Frau und der Sohn Heinz, damals zwölf Jahre alt, meldeten sich am 9. Mai 1939 nach Rhodesien ab. Die Tochter Friederike war schon im Januar 39, damals gerade 17einhalb Jahre alt, in die Niederlande ausgereist. Sie lebte in Leiden und in Amsterdam als Hausangestellte, heiratete dort, wurde aber von der Gestapo verhaftet und schließlich am 26. September 1942 in Auschwitz ermordet. An sie erinnert ein Stolperstein, der im Dezember 2011 an der Ecke Marktstraße/Indestraße verlegt wurde.

 

Leo, Betti und Heinz Stiel emigrierten nach Rhodesien. Unter dem Namen von Heinz Stiel steht in den Akten im Eschweiler Rathauskeller ein kaum lesbarer Nachtrag, mit Bleistift geschrieben: „am 29.1.57 wohnhaft in Salisbury/Rhodesien“. Salisbury ist heute Harare, die Hauptstadt von Zimbabwe. Auf dem jüdischen Friedhof dort, dem Pioneer Cemetery Harare, liegen Leo Stiel aus Eschweiler und seine im hessischen Alsfeld geborene zweite Frau Betti begraben.

 

Die Flucht nach Afrika muss heimlich erfolgt sein, jedenfalls erfuhren auch engste Verwandte nichts davon. Nicht einmal Leo Stiels Bruder Albert in Brüssel. Fred Voss erinnert sich, dass Albert Stiel, für ihn „Onkel Albert“, nach dem Krieg immer wieder fragte: „Was ist mit meinem Bruder Leo passiert?“ Offenbar hatte er Nachforschungen angestellt, die aber ohne Ergebnis blieben.

Fred Voss war mit seinen Eltern im April 1939 von Aachen aus zunächst nach Brüssel zum Onkel Albert geflüchtet. Dessen Frau Berta geborene Voss war eine Schwester von Freds Vater Julius Voss. Von dort führte die Emigration weiter nach England und später in die USA, wo Fred Voss heute als 93-Jähriger im Staat New York lebt. Berta und Albert Voss überlebten die Nazi-Herrschaft versteckt in einem Kloster in Frankreich und kehrten nach dem Krieg nach Brüssel zurück. Dort hat Fred Voss, der als US-Soldat nach Europa kam, sie wieder gefunden. Aber von Alberts Bruder Leo und seiner Familie gab es kein Lebenszeichen.

Heinz Stiel, geboren am 7. September 1926 in der Judenstraße 15 in Eschweiler, heiratete in Rhodesien. Seine Frau Francis ist vor wenigen Jahren gestorben. In den 70-er Jahren verließ er Afrika. Er lebt, jetzt 86 Jahre alt, in Atlanta/Georgia, USA. Mit Hilfe des Internets dauerte es jetzt keinen Tag, um ihn und seine Telefonnummer ausfindig zu machen.

Zuletzt geändert am: 06 Jun 2013 um 21:56:07

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